07. Oktober 2015

Wirtschaft in Europa

Durch Digitalisierung Grenzen der wirtschaftlichen Entwicklung sprengen.

Digitale Assistenzsysteme leiten den Unternehmer sicher zu den vorgenommenen Zielen. So hieß die Eingangsthese der gestrigen Veranstaltung im Media- + IT-Center in Baden-Baden-Oos, zu der rund 25 interessierte Teilnehmer aus Baden-Baden und dem Elsass kamen.

Eingeladen hatte der Baden-Badener Stadtrat und SDP-Landtagskandidat Werner Henn den stellvertretenden Vorsitzenden des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Europäischen Parlamentes, MdEP Peter Simon. Als Gastgeber des Abends fungierte Dr. Marduk Buscher, einer der Geschäftsführer des Baden-Badener Systemhauses „IT + Media Group GmbH“. Zusammen mit sei-nen Kompagnons war er 2003 erster Investor im Konversionsgebiet der ehemaligen Kaserne in Baden-Oos und damit Wegbereiter für die positive Entwicklung des Gewerbegebietes.

Dr. Buscher hielt auch das Eingangsreferat, einen „Werkstattbericht, mitten aus der aktuellen Entwicklung heraus“, stellvertretend für eine Arbeitsgemeinschaft seiner Firma mit zwei regionalen, aber aus der Region hinauswirkenden Unternehmen.

Martin Braun war langjähriger Geschäftsführer der Karlsruher b.i.g.-Gruppe. Jetzt ist er Inhaber der „Weigang Baden-Elsass GmbH“ für den Vertrieb „hirnkompatibler“ Planungs- und Visualisierungssysteme und berät Firmen zu effizienteren Prozessen und Kommunikationsabläufen.

Andreas R. Fischer, Geschäftsführer der G+F Verlags- und Beratungs GmbH ist Ini-tiator der bundesweiten Mittelstandsinitiative„digitalize your business“, mit welcher kleine und mittlere Unternehmen, vor allem auch Handwerksbetriebe in die digitale Zukunft gebracht werden sollen.

Die drei Unternehmer arbeiten zusammen an der Digitalisierung des Mittelstandes.

„Ziel ist es, kleinen und mittleren Betrieben, egal, ob im produzierenden Gewerbe, im Handwerk oder im Dienstleistungssektor einen digitalen Leitfaden an die Hand zu geben, um ihre betrieblichen Prozesse leichter den Anforderungen der Zukunft an-passen zu können“, beschrieb Marduk Buscher die Aufgabe des Netzwerks. Als „Di-gitales Assistenzsystem“ fungiert die von einem Steinbeis-Institut mit Sitz in Stutt-gart entwickelte und von der IT + Media Group vertriebene Projektmanagement-Software „Track plus“, diesjähriger Träger des „Mittelstandpreises IT“.

Die Idee ist es, Track plus zu „veredeln“, indem -kontextbasiert- eine Sammlung von Handlungsempfehlungen, Checklisten, Übersichten, etc. für die digitale Entwicklung eines Unternehmens in die Software integriert werden. Diese Kombination aus kon-kretem Anwenderwissen und Projektmanagementfunktionen ermöglicht es dem Nut-zer, sich seine individuelle digitale Roadmap zu erstellen.

Im Rahmen der CeBIT 2016 wird auf dem CAMPUS MITTELSTAND das „Digita-le Assistenzsystem Track plus“ offiziell vorgestellt. Um den Digitalisierungsprozess des Mittelstands proaktiv zu unterstützen, stehen 1.000 Versionen für interessierte Unternehmen zur Verfügung. Die kostenlose Nutzung ist auf sechs Monate begrenzt.

Ab dem ersten 4. Januar 2016 kann man sich für eine der der 1.000 Vollversionen unter www.digitalize-your-business.de registrieren.

Unternehmen erhalten somit ferner eine Lösung, mit welcher sie die internen Prozesse ihres Betriebes abbilden und strukturieren können. Webbasiert, selbsterklärend und mit einer denkbar geringen Einstiegshürde.

MdEP Peter Simon lobte diese Initiative und gab anschließend einen Überblick über die Themen, mit welchen er im Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlamentes zu tun hat. Er betonte, Europa dürfe in Bezug auf die vierte industrielle Revolution, die Digitalisierung aller Arbeits- und Lebensprozesse, nicht seine Rolle als führender Wirtschafts- und Technologiestandort verlieren. Vor allem der sich rasant ausbreiten-de 3D-Druck von Werkstücken werde die Arbeitslandschaft enorm verändern, weil die Produktion so aus Billiglohnländern wieder zurück nach Europa geholt werden könne. Baden-Württemberg müsse dabei seiner Rolle als potentieller Schrittmacher gerecht werden, um den heutigen Wohlstand halten zu können. Der Digitalisierungs-prozess stelle aber auch sehr hohe Anforderungen an das Bildungsniveau der Kinder. Peter Simon sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, Kindergarten und Vor-schule tatsächlich schon als Lernorte zu begreifen, in welchen die Grundlage für die digitale Weiterentwicklung der Gesellschaft gelegt werde.

Werner Henn mahnte aber auch, dass durch die Umstellung auf digitale Prozesse nicht nur neue, anspruchsvollere Arbeitsplätze entstehen würden, sondern gleichzeitig auch zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für gering Qualifizierte wegfallen könnten, was die Gesellschaft und auch das Schul- und Bildungswesen vor neuen Herausforderungen stellen wird. "Diese Schichten, dürfen wir nicht verlachlässigen oder aus dem Auge verlieren".

Auf das Thema TTIP, das transatlantische Freihandelsabkommen, angesprochen, zer-streute Peter Simon die Befürchtung, Europa werde sich über den Tisch ziehen las-sen. Der sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament komme aufgrund der Mehrheitsverhältnisse die wichtige Chance zu, das Abkommen nur dann zuzulas-sen, wenn lebenswichtige Bereiche wie die Grundversorgung der Bevölkerung, und die Kultur ausgespart blieben. Außerdem sei mit ihm kein Abkommen zu machen, welches für mögliche Streitfälle nicht ein öffentliches Gerichtswesen vorsehe.

Auch nach Beendigung des offiziellen Teils der Veranstaltung ging eine sehr lebhafte Diskussion zu aktuellen Themen der Zeit weiter. Das Flüchtlingsthema, seine Ursa-chen in Krieg und Rüstung, stand dabei im Mittelpunkt.

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